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24h CodeCamp

| Prof. Martin Kreyßig

Samstag der 01.02.2014 18.00 Uhr, Schwimmhalle Wernigerode. Hier findet zum 3. Mal in Folge das 24 Stunden CodeCamp statt. Ideenträger dieser 24-stündigen Veranstaltung ist Prof. Dr. Olaf Drögehorn. In Kooperation mit der Stadt Wernigerode dürfen 26 Studierende der Medien- und Wirtschaftsinformatik in einem außergewöhnlichen Umfeld eine Prüfungsleistung erbringen.

Neben den Fähigkeiten zur Programmierung werden auch soziale Kompetenzen benötigt und geprüft. Denn die Studierenden wurden in 8 Dreier- bzw. Vierergruppen aufgeteilt, und zwar in völlig unbekannter Konstellation. Hier galt es neben einer guten technischen Leistung auch in kürzester Zeit ein tatkräftiges Team zu formen.

Die 24 Stunden wurden diesmal von einer Studentin des Masterprogramms Business Consulting, Frau Isabell Schrader, begleitet. Hier einige Eindrücke, wie eine derartige Prüfungsleistung für Außenstehende wirkt.

17:30 Uhr, eine halbe Stunde vor der Eröffnung der Veranstaltung. Die Teilnehmer erscheinen nach und nach, mit unsicheren Blicken wird sich umgeschaut und der vorgegebene Platz gesucht. Nervöses Aufbauen und freundlicher Small-Talk zeichnet die Geräuschkulisse.

18.00 Uhr, zur Eröffnung spricht Frau Lisowski im Namen der Stadt Wernigerode und wünscht allen viel Erfolg bei der bevorstehenden Prüfung. Mit elegantem Witz und Humor schließen sich Prof. Dr. Willingmann, Rektor der Hochschule Harz, sowie Prof. Dr. Zimmermann, Dekan des Fachbereiches AI, dem Grußwort an. Dann werden die Sieger vom Vorjahr mit der „heiligen Pizzabox“ von Prof. Dr. Drögehorn ausgezeichnet, gefolgt von der Aufgabenstellung und dem Ablauf der nächsten 24 Stunden.

18:30 Uhr und das Brainstorming beginnt im Eingangsbereich der Schwimmhalle, der Cafeteria, im Schwimmbad und sogar draußen im dampfenden Badezuber. Eine Stunde später haben die ersten Gruppen bereits einen groben „Schlachtplan“ entwickelt, wie sie die gestellte Aufgabe lösen können.

Bereits um 21:00 Uhr nehmen die ersten Ideen Gestalt an, allerdings unter heftigen Diskussionen. Der Energiedrink-Geruch wird stärker und die Sehnsucht nach der Pizza steigt. Trotzdem geht es eifrig weiter mit der Arbeit und langsam füllen sich die aufgehängten Folien an Wänden und Fenstern mit Konzepten.

23:55 Uhr, kurz vor Mitternacht, und einige Gruppen laufen zur Hochform auf, zumindest erwecken die unzähligen beschrifteten Folien, Papiere und bunte Entscheidungsbäume auf den Monitoren diesen Eindruck. Die Ersten haben sich bereits eine Abkühlung im Schwimmbecken gegönnt, um die Köpfe frei zu kriegen und den Geist zu beleben.

Halb zwei morgens, die Teilnehmer starren auf ihre Bildschirme, die Anspannung steht ihnen ins Gesicht geschrieben und der Kampf gegen die Müdigkeit beginnt. Vereinzelt wird, mehr oder weniger produktiv, diskutiert. Dem Schlaf gibt sich allerdings noch niemand hin. Bewundernswert, dieses Durchhaltevermögen.

Eine Stunden später, die Dozenten und Tutoren sind auch nach acht Stunden immer noch für die Prüflinge da. Mit kritischen Fragen werden die Teilnehmer weiter gefordert und gefördert. Die häufigste Frage, die im Raum umherschwirrt: „Codierst du schon?“ Die bunten Entscheidungsbäume sind bereits von den Bildschirmen verschwunden und das erste Gewirr von undurchsichtigen Anreihungen an Zahlen, Buchstaben und Symbolen (meist Quelltext genannt) breitet sich aus.

06:00 Uhr Sonntagmorgen, die Gesichter sind gezeichnet von tiefer Anstrengung, doch das bremst den Ehrgeiz in keinster Form. Gleichzeitig macht sich allerdings auch Angst breit; der Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Die Schwimmhalle dient mittlerweile nicht nur als Ort für geistige und körperliche Erfrischung, sondern auch als Schlafplatz. In ein paar Minuten sind die ersten 12 Stunden vorbei und die zweite Hälfte beginnt.

Morgens halb zehn in Deutschland kämpfen sich 26 Studierende in einer Schwimmhalle durch 24 Stunden Anwendungsprogrammierung. Der Kaffeegeruch dominiert nun die Luft. Bei manchen haben sich die Augenringe bis zu den Kniekehlen gezogen. Doch die Ideen der Prüflinge haben über Nacht Gestalt angenommen. Aus Zahlen, Buchstaben und Symbolen entstehen Bilder, die auch ein Nicht-Informatiker sehen und verstehen kann. Es wird aufgeweckt miteinander geredet und an den jeweiligen Projekten aktiv gearbeitet, die Motivation und der Ehrgeiz haben über Nacht nicht gelitten.

Um 13.00 Uhr sieht es schon wieder ganz anders aus. Manche drehen sich im Kreis, manche fühlen sich wie Gott und manche stoßen an ihre Grenzen. Ein Ausweg scheint wieder zu sein, eine Runde zu Fuß gehen, vielleicht um zu sehen, ob es anderen auch so geht, vielleicht um einen kreativen Anstoß zu bekommen oder vielleicht um Hilfe für ein Problem zu finden.

Langsam aber sicher werden tiefe Emotionen sichtbar, die Müdigkeit scheint aufzuholen, so ganz hat sie den Kampf noch nicht aufgegeben. Noch 5 Stunden bis zu den Präsentationen. „Das Gehirn ist Matsch, aber es muss wahrscheinlich so sein.“, so die Worte eines Prüflings.

16:05 Uhr, die letzte Stunde bis zu den Präsentationen läuft. Stress und Chaos bricht auf unterschiedlichster Art und Weise aus. Neben Zweifel und Anspannung ist auch höchste Konzentration zu erkennen. Der Countdown läuft, Prof. Drögehorn hat unmissverständlich die letzte Stunde angekündigt und ein „Oh Gott!“ ist auf einigen Gesichtern deutlich zu sehen. Für einen Außenstehenden scheint es fast unmöglich festzustellen, ob einige Gruppen noch im vorgegebenen Zeitrahmen fertig werden.

17:00 Uhr, die abschließenden Präsentationen sind fällig. Jede Gruppe muss ihr jeweiliges Produkt, was in den letzten 24 Stunden entstanden ist, in Form eines Pitches präsentieren. Mit jeder beendeten Präsentation steigt die Erleichterung, dass es vorbei und geschafft ist. Nach etwa 50 Minuten hat jede Gruppe sich und ihr Produkt präsentiert und die Dozenten und Tutoren haben sich zu einer kurzen Besprechung zurückgezogen. Ein letztes Mal wurde es an diesem Sonntagabend spannend. Keine 5 Minuten später war es dann endlich soweit und ein erleichtertes Aufatmen ging durch die Reihen, als Herr Prof. Dr. Drögehorn die Nachricht verkündet, dass jeder das CodeCamp bestanden hat.

Fazit: 24 Stunden, 26 Studierende, 3 Tutoren, 2 Dozenten und ein Schwimmbad. Von unermüdlichem Ehrgeiz, heftigen Diskussionen, großartigen Ideen bis hin zur puren Verzweiflung und Angst war alles dabei und die Teilnehmer würden es wieder tun. Denn solch eine Erfahrung hinterlässt einzigartige Lerneffekte, bei dem einen oder anderen sogar mehr, als in einem ganzen Semester.