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Balladenabend im Audimax

| Prof. Martin Kreyßig

Eigentlich war es umgedreht. Kammersänger Prof. Roland Schubert plante für Studierende seiner Gesangsklasse der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig ein Konzert mit dem Thema Balladen. Daraus entstand  zwischen Sebastian Roscher (Medieninformatik Jahrgang 2008) und dem Pianisten Heiko Reintzsch die Idee, ob man nicht dazu flackernde Bilder in der Hochschule Harz produzieren könnte. Diese zaghaften Pflänzchen liegen fast 18 Monate zurück. Prof. Martin Kreyßig und Prof. Daniel Ackermann nahmen den Ball auf und spielten ihn zu den Studierenden und anderen Filmdozenten aus dem Studiengang Medieninformatik. So entstanden eine Reihe filmischer Werke von Prof. Daniel Ackermann, Eike Haß, Christian Hoffmann, Prof. Martin Kreyßig, Sebastian Roscher, Maria Schülke, Anika Spereiter, Lothar Werthschulte und Marc Wiebach – die synchron zum Gesang der präsentiert wurden. Mal im Stil einer visuellen Illustration, mal als freie Arbeit in Form von Animationen, gedrehtem Material oder gefundenen Filmklassikern, die den Textstoff visuell interpretieren.

Das konzertante Ergebnis wurde am am 18. November 2014 im Audimax der Hochschule Harz in Wernigerode aufgeführt und etwa 200 Besucher spendeten am Ende reichlich Beifall. Das erfreute besonders alle Kreativen, denn nach einer gut besuchten Premiere in der Hochschule für Musik und Theater Mendelssohn Bartholdy zu Leipzig im Mai war die zweite Aufführung im Oktober 2014 im Schloss Rheinsberg eher übersichtlich besucht. So bildete die dritte Aufführung des Programms in Wernigerode vor musikbegeistertem Publikum, das hohe Qualität von den Konzerten des Landesmusikgymnasium Wernigerode und des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode gewohnt ist, den krönenden Abschluss. Den Sängerinnen und Sängern aus Leipzig fielen besonders die vielen Studierenden im Publikum auf – zumeist Studierende der Medieninformatik.
Das hatte selbstverständlich auch mit den beiden Professoren Daniel Ackermann und Martin Kreyßig zu tun, denn die hatten gemeinsam mit dem Dezernat Kommunikation & Marketing im Vorfeld kräftig die Werbetrommel gerührt und spielten die Filme mittels der VJ-Software Resolume Arena auch live ein. Mit diesem Programm lassen sich Effekte in Echtzeit steuern, besonders aber kann man die Synchronisation zum Gesang während des Konzerts anpassen. So gelang das Zusammenspiel auch für Heiko Reintzsch, der teilweise synchron zu den Filmen spielen und die singenden Künstler, das Bild im Rücken, im Takt halten musste.

Der Balladenabend unter der Leitung von KS Prof. Roland Schubert und Ilona Blumenthal-Petzold entsprach – dem weit gespannten Genre gemäß – einer spannenden Mixtur aus klassischen Balladen von Franz Schubert, Robert Schuman, Edvard Grieg und natürlich Carl Loewe, bis hin zur Neuzeit und Komponisten wie Hugo Wolf, Hans Eisler, Kurt Weill und Stephen Sondheim. Der Liedgesang, begleitet von Heiko Reintzsch am Flügel, wurde dabei von gesprochenen Balladen ergänzt. Besonders eindrücklich vom Bass-Bariton Steven Klose vorgetragen Berthold Brechts „Fallada, die du hangest“ und erotisierend gespielt von Constanze Büchner, Mezzo-Sopran und Bariton Philipp Jekal, die glücklose Fantasie des Zentrumspolitikers in der Ballade „… ganz anders“ von Kurt Tucholsky.

Um die Region Harz in das Balladenprogramm zu integrieren, hatte Prof. Schubert zwei neue Stücke eingeübt, die regionale Bezüge aufweisen. Die aus Quedlinburg stammende Sopranistin Friederike Meinke sang „Andres Maienlied“ – auch als „Hexenlied“ bekannt – von Felix M. Bartholdy. Und David Cameron erzählte in Baritonlage die Geschichte von „Heinrich der Vogler“ von Carl Loewe, die u.a. in Quedlinburg spielte. Dort erinnert der König-Heinrich-Brunnen an die historische Gestalt.

Zum Abschluss standen alle Sängerinnen und Sänger gemeinsam auf der Bühne und verabschiedeten sich mit Robert Schumans Ballade „Schön ist das Fest des Lenzes“. Es sangen: Sigrun Saevarsdottir (Sopran), Friederike Meinke (Sopran), Constanze Büchner (Mezzo-Sopran), Eva Schuster (Mezzo-Sopran), Daniel Cameron (Bariton), Johannes Leuschner (Bariton), Steven Klose (Bass-Bariton), Philipp Jekal (Bariton), Ricardo Llamas Marquez (Bass), Julien Segol (Bass) und Frederik Tucker (Bariton).

Nach dem Konzert ist vor dem Konzert. Wir planen mit Kollege Schubert ein Nachfolgeprojekt, die Ideen sind der Schublade bereits entflohen. Es wäre jammerschade, diesen musikalisch und visuell gelungenen Auftakt zur Zusammenarbeit der beiden Hochschulen, die unterschiedlicher kaum sein können, nicht in Allianz fortzusetzen.