Nach Oben

Der Global Game Jam 2020

| Simon Zimmermann

Vom 31.01.2020 bis zum 02.02.2020 fand der zwölfte Global Game Jam statt, der Spieleentwickler, Designer, Studenten und andere Kreative weltweit animiert, innerhalb von 48 Stunden ein Spiel zu einem vorgegebenen Thema zu produzieren. Es handelt sich um das größte Game-Creation-Event der Welt. Dieses Jahr nahmen insgesamt 48.700 Jammer aus 118 Ländern teil. Die Teilnahme steht jedem offen, der Lust hat – vom Anfänger bis zum Entwicklerprofi. Der Global Game Jam, kurz GGJ, ist kein klassischer Wettbewerb, alles dreht sich um Vernetzung, Teamarbeit, kurz: kreativ werden und Spaß haben. Die Gelegenheit bei dem Event teilzunehmen, ließ sich der Fachbereich Automatisierung und Informatik auch dieses Jahr nicht nehmen. Der Medieninformatik-Kurs „BFO Spieleentwurf“ absolvierte den Global Game Jam sogar als Prüfungsleistung.

Wie war das Jam-Wochenende?

Studierende des Bachelorstudiengangs Medieninformatik, des Masterstudiengangs Medien- und Spielekonzeption, sowie eine Handvoll Alumnis (Ehemalige) versammelten sich am Nachmittag des 31. Januars im Studio im Haus 9 (Alte Papierfabrik) zum allgemeinen Briefing. Prof. Dominik Wilhelm, der das Event betreute, begrüßte die Jammer und präsentierte das diesjährige „GGJ 2020 Keynote“-Video.

Unter dem Titel „Tips for a healthier Global Game Jam“ wurden die Jammer nochmal daran erinnert, regelmäßig Pausen zu machen, gesund zu essen und mindestens sechs Stunden zu schlafen. Motto: „Achte auf dich!“ Der zweite Punkt war, ganz im Zeichen des Teamworks, sich auch um andere zu kümmern. Und last but not least wurde auf die Wichtigkeit von Kommunikation hingewiesen.

In der zweiten Keynote verriet Chris Avellone, ein US-amerikanischer Computerspieldesigner, seine Gedanken, um erfolgreich in den 48 Stunden ein Spiel zu produzieren: Den Umfang klein halten, „Social Media“-Seiten ignorieren, Spaß haben.

Schließlich kam der wohl spannendste Teil des Enthüllungsvideos: Das Thema für den Global Game Jame 2020. Während der ersten montagehaften Szenen konnte noch spekuliert werden: Eine Hose wird geflickt, im Zeitraffer wachsen Pflanzen, Scherben, die zusammengesetzt werden, jemand wird aufgemuntert, zusammengefallene Gebäude, erheben sich im Rewind zu alter Größe. Das Thema lautete „Repair.“

Da das Thema weltweit je um 17:00 Uhr Ortszeit bekannt gegeben wurde, sollte es nach Bekanntgabe noch solange geheimgehalten werden, bis die letzte Global Game Site (Hawaii) eingeweiht war.

An die Rechner!

Nach dem traditionellen Gruppenfoto ging es los und die Teilnehmer verteilten sich im Gebäude von Haus 9. Rechner und Bildschirme wurden angeschlossen, Energiedrinks zischend geöffnet, heißes Wasser wurde in Tee und Kaffee verwandelt.

Jedes Team musste für sich die Frage beantworten: „Wie wollen wir das Thema umsetzen?“ Die Brainstorming-Phase ließ den Stift über die Tafel quietschen, Skizzen entstehen, verklebte Fenster mit Notizzetteln. Wurde eine Idee für interessant befunden, konnte sich jedes Teammitglied seiner Aufgabe widmen: Design und Grafiken, Animationen, Spielelogik und Game Design, Sounddesign, Programmierung, etc.

Um sämtliche Teilaufgaben zu managen, ist Kommunikation das A und O. Die eine Hand sollte immer wissen, was die andere tut, wie es so schön heißt.

Eine Hilfestellung gab es auch: Die Organisatoren des Global Game Jams hatten eine Liste mit freien Tools, Sounds, Assets, etc. zusammengestellt, auf welche die Jammer zugreifen konnten.

Wer den Schwierigkeitsgrad verändern wollte, hatte die Möglichkeit aus einer Liste verschiedene „Diversifiers“ auszuwählen. Mit diesen zusätzlichen Anforderungen ließ sich das Ursprungsthema ergänzen.

Hier ein kleiner Auszug besonders interessanter oder skurriler Diversifiers der letzten Jahre:

2020

– Paparazzi – Alle Assets, die im Spiel genutzt werden, müssten aus Fotos die während des Jams aufgenommen wurden (mit Erlaubnis) erstellt werden.

– EXCELent – Dein Spiel wird in einer (Excel)Tabelle gespielt.

– Öko Handlung – Inspiriere dich vom UN sustainable development goal 13, mache ein Spiel, das Leute dazu bringt mehr über das Klima zu erfahren.

2019

– Under the Hood – Make some or all of the code visible in your game.

– Russell’s Teapot -The aim of the game is to prove something unprovable.

2018

– Beatbox – All sounds for your game must be created using your voice or body

– Say That Again – Tell the story in your game using only a made-up language, including in game text, narration and voiceover.

2017

– Virtuoso – A physical musical instrument is used as an input device. – Audio, Design, Code

– NOT THE BEES – The mechanic is based on swarm tactics. – Code, Design

2016

Marco Polo – Create a game that contains no graphical output — all information is conveyed to the player through audio 
- Accessibility, Audio

Gandhi’s Game – This game must have zero violence in its game play. Conflicts must have resolutions based on logic 
- Design, Theme

2015

Relatively Speaking: A game based on the 100th anniversary of Einstein’s theory of general relativity, which explained that massive objects cause a distortion in space-time, such as light bending around black holes.

2014

– Homo Sapiens are Boring. The game is meant to be played by cats.

– Rebels Learns it Better.In this educational game a hidden learning path is provided for those who oppose the given rules.

 

Ein lautes Gähnen dröhnte durch den Flur. Während des Jams bestand die Möglichkeit in den Räumen des Sprachenzentrums im eigenen Schlafsack und Isomatte zu übernachten. Wer duschen wollte, um frisch in den Tag zu starten, konnte dies in der Sporthalle tun. Für Verpflegung war selbst zu sorgen. Ob selbstgemachte Salate, Snacks, Avocado-Lachs-Reisbowl oder die klassische Pizzabestellung: Nervennahrung ist wichtig, um innerhalb von 48 Stunden konzentriert zu bleiben und ein Spiel fertigzustellen.

Sonntag, um 17:00 Uhr, war der Global Game Jam 2020 in Deutschland vorbei, die lauffähigen Spiele mit allen dazugehörigen Dateien gezippt und hochgeladen. Im Anschluss gab es eine Vorstellungsrunde, bei der jede Gruppe ihr Spiel präsentieren konnte. Danach konnten die Ergebnisse natürlich auch gezockt werden.

Entstanden sind zehn digitale Spiele und ein Kartenspiel. Wer sich die Resultate des Wochenendes anschauen möchte, wird „hier“ fündig. Unter dem Reiter „Games“ auf der „Global Game Jam“-Homepage können nicht nur die diesjährigen, sondern auch die Spiele der letzten Jahre gefunden und herunterladen werden.

Nach dem Jam ist vor dem Jam

Das war der Global Game Jam 2020. Es gab Stirnrunzel-Momente und Herausforderungen, aber auch viel Spaß und frische Inspiration, ganz zu schweigen von einem neuen Game für das eigene Portfolio. Wer neugierig geworden ist und beim nächsten Global Game Jam mitmachen möchte, der sollte die offizielle Global-Game-Jam-Homepage im Auge behalten, wo Neuigkeiten gepostet werden.

Für alle, die noch bei keinem Global Game Jam mitgemacht haben, hat Johanna Daher (Alumni), die auch am Global Game Jam 2020 teilgenommen hat, eine Reihe an Vorbereitungs-Tipps zusammengestellt, die „hier“ eingesehen werden können.

Bleibt zu sagen: Danke an alle Beteiligten, die den Global Game Jam 2020 zu einer tollen Erfahrung gemacht haben! Und bis zum nächsten Jahr! #GGJ21

Schlagworte: , , , , , , , ,