Nach Oben

Ein Leuchten am Horizont

| Sandra Hanstein

„Ein kleiner Planet, der sich nicht mehr dreht. Ein mystischer Wald, der in einen tiefen Schlaf fiel. Du kannst ihn wieder zum Leben erwecken. Du kannst herausfinden, was geschah. Du kannst ihn zum Leuchten bringen.“ So lautet der Teaser im Konzept zum Spiel „nGlow“, welches für den diesjährigen Deutschen Computerspielpreis in der Kategorie „Nachwuchspreis (Konzept)“ nominiert wurde. Die acht Studierenden Leoni Schulte, Mirko Skroch, Melanie Ramsch, Svenja Kottutz, Bastian Meyer, Nina Loof, Jasmin Strnad und Sandra Hanstein entwickelten das Konzept und einen ersten Prototypen im Sommersemester 2017 im Kurs „Game Development“ von Professor Dominik Wilhelm am Masterstudiengang Medien- und Spielekonzeption M.A..

Es handelt sich um einen 3D-Puzzle-Platformer, der sich thematisch um Nachhaltigkeit, Umgang mit der Natur und Balance zwischen Natur und Technik dreht. Durch das Zusammenspiel von fantastischer 3D-Grafik, einem stimmungsvollen Sound-Design und dem Storytelling, welches vor allem über die Umgebung kommuniziert wird, ist das Spiel einzigartig atmosphärisch. Zur Nominierung schreibt der Deutsche Computerspielepreis: „Mit nGlow nominiert die Jury ein ungewöhnlich überzeugendes Konzept eines Wechselspiels zwischen Tag und Nacht. Selten wurde eine Spielidee so prägnant und mit Gespür für Atmosphäre vermittelt.“

Eine Delegation des Teams, bestehend aus Mirko, Leonie und Melanie reiste also am 10. April 2018 nach München, um an der Preisverleihung teilzunehmen, während die Daheimgebliebenen den Livestream der Gala gemeinsam verfolgten. Für alle war es regelrechtes Gefühlschaos: Aufregung, Freude, Zweifel. Schon vor der Verleihung wurde ein kleines Programm vorbereitet. Bei einem Brunch im Münchener Werk1 gab es typisch bayrisch ein paar leckere Brezeln, bevor es zur Studiotour der ortsansässigen Unternehmen, Remote Control Productions, „Travian Games“, „Mixtvision Verlag” und „Daedalic Entertainment Bavaria“ ging. Dort wurden aktuelle Projekte und der Werdegang der einzelnen Firmen vorgestellt. „Brunch und Studiotour waren sehr interessant“, erzählt Melanie Ramsch, „Das war eine gute Gelegenheit, um mit Leuten aus der Branche ins Gespräch zu kommen.” Und das Team wird auch viele Tipps der Studios umsetzen. Seien es Ablaufpläne in der Entwicklungsphase, Marketingstrategien oder Möglichkeiten der Förderung. 

Wir haben innerlich verrückt gespielt.“

Nach einer informativen Stadtrundfahrt mit dem Bus wurde es langsam ernst. In der Unterkunft schmissen sich die drei in ihre Abendgarderobe und machten sich auf den Weg zum Kesselhaus. Hier wartete bereits der blaue Teppich auf sie, denn ein roter Teppich wäre ja zu gewöhnlich. Die Studierenden trafen hier auch bekannte Figuren der Szene, wie Super Mario, Aloy aus „Horizon: Zero Dawn“ und eine Ansammlung von Sturmtrupplern. Und dann wurden die Plätze eingenommen. Die Nachwuchspreise waren die ersten Kategorien der Verleihung. „Als klar wurde, dass wir den dritten Platz gemacht haben, haben wir innerlich komplett verrückt gespielt“, erinnert sich Leoni Schulte, „Aber wir mussten auf unseren Plätzen sitzen und ruhig bleiben. Noch zwei Stunden lang. Wir haben uns nicht einmal getraut, uns zu unterhalten, obwohl wir alle sofort anfangen wollten, miteinander zu diskutieren.“ Zwar gibt es für den dritten Platz keinen Geldpreis, jedoch gilt der DCP als renommiertester Award der deutschen Spieleindustrie und daher ist die Nominierung allein schon ein großer Schritt in der Spieleindustrie. „Im Laufe der Verleihung haben wir dann irgendwann realisiert, was das jetzt überhaupt bedeutet“, erklärt Mirko Skroch, „Ausgesucht worden zu sein aus so vielen Einreichungen – wir waren plötzlich so motiviert wie noch nie, unser Spiel weiterzuentwickeln.“ Auf der Aftershow-Party nach der Gala wurde nicht nur kräftig gefeiert, sondern vor allem Kontakte geknüpft. Später wurden den Studieren noch verraten, dass es in einer versteckten Münchener Bar noch eine After-Aftershowparty gab, wo die Stimmung wesentlich lockerer war. „Wir konnten sowohl mit Preisträgern als auch Förderern und bereits etablierten Entwicklern sprechen“, sagt Mirko, „Falls wir also noch Fragen haben, können wir dort nun jederzeit um Rat bitten.“ Auch mit den Gewinnern des Nachwuchspreises für das beste Konzept – „Ernas Unheil” – konnten die Drei sich austauschen.

Aus Hochschulprojekt wird ernste Angelegenheit

Die Studierenden kehrten also mit frischen Ideen, wertvollen Kontakten und einem wundervollen dritten Platz an die Hochschule Harz nach Wernigerode zurück, wo der Rest des Teams sie bereits ebenso motiviert erwartete. Professor Wilhelm, der das Projekt „nGlow” im Kurs betreute, sieht die Drittplatzierung als äußerst positiv an: „Allein die Nominierung ist schon eine große Leistung und wird den Studierenden den Weg in die Branche ebnen. Außerdem ist die Auszeichnung auch repräsentativ für unseren Studiengang und zeigt unser hohes Niveau.” Auch eine Woche nach der Verleihung ist der Tatendrang noch nicht abgeebbt. Im Gegenteil – seitdem fanden schon zahlreiche Meetings in den verschiedenen Departments und ein Studiotag statt. In zwei Wochen ist der erste Game Jam des Teams geplant, wo das Konzept zum Leben erweckt werden soll. Bis dahin wird fleißig an Game Design, Mechaniken, Story und Art gefeilt, recherchiert und diskutiert. „Die Erfahrungen, die wir in München gemacht haben, sind Gold wert“, so Leoni Schulte, „Allein schon gesehen zu haben, wie viel wir erreichen können – nGlow ist nun nicht mehr nur ein Hochschulprojekt. Wir machen Ernst.“

Schlagworte: , , , , ,