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Exkursion des Studiengangs Medieninformatik nach Chemnitz und Dresden

| Prof. Martin Kreyßig

Am Ende wurde es ein recht buntes Programm. Angefangen hat es am Dienstag vergangener Woche, am 4. November 2014. Busfahrer Falko chauffiert die Medieninformatiker nach Chemnitz. Dort steht das gerade im Mai eröffnete Staatliche Museum für Archäologie. Die Architektur von Erich Mendelssohn ist großartig und ausgezeichnet renoviert, der Spirit der Zwanziger Jahre nach der Renovierung wieder sichtbar. In den aussen liegenden Gängen hinter der Glasfassade finden sich drei Ausstellungen zum Haus, zum Kaufhausunternehmer Salman Schocken sowie Material zum Architekten Mendelssohn, Protagonist und Wegweiser der klassischen Moderne. Im Inneren staunt man über eine ausgezeichnet inszenierte Archäologieausstellung mit  interaktiven wie multimedialen Aspekten, hochwertig im Design und der Vermittlungsleistung. Dafür zeichnet das Atelier Brückner aus Stuttgart verantwortlich.

Anschließend fuhren wir der Dunkelheit entgegen – in das Militärhistorische Museum nach Dresden. Hier faszinierte die zackige Architektur von Daniel Libeskind, aber auch die Inszenierung der Ausstellung, die beständig zwischen Schrecken und der Faszination für die Technik oszilliert. Dem Betrachter führt dies den nimmer endenden Einfallsreichtum der Militärs vor Augen. Museumsarchitektur und Ausstellung gelingt es sich dem Thema Krieg zu nähern, ohne Pathos und ohne falsche Hoffnungen. Leider war der Reiseplan eng geschnürt, so dass wir uns zu kurz dort aufhalten konnten. Die Jugendherberge wurde aufgesucht, eine 6-stöckiger langer Schlitten aus der Hochzeit des Plattenbaus – mit gutem Frühstück allerdings.

Am Mittwoch schauten wir uns das Deutsche Hygiene Museum an, ein monumentaler Bau, der unendliche viele Exponate rund um das Thema Mensch präsentiert. Hier kann man viel ausprobieren, lesen und testen, ein Museum mit hohen Schauwerten und Exponaten aus vielen Jahrzehnten, die im Nebeneinander der ganz unterschiedlich gestalteten Objekte – als Zeitfragmente ihrer selbst – lehrreich, kurios und methodisch sinnvoll wirken. Im Anschluss führte uns ein kurzer Spaziergang durch den „Großen Garten“ zur Gläsernen Manufaktur der Firma VW, in der wir in zwei Gruppen geteilt eine 90-minütige Führung erleben konnten. Hier werden der „Phaeton“ und der „Bentley“ gefertigt, ein Nebeneinander, was nicht wirklich überzeugen wirkt, möchte doch der zukünftige Besitzer eines Bentley kaum … aber das ist eine andere Sache. Derzeit werden dort täglich 21 Autos gefertigt, klein und überschaubar, eine Manufaktur in Teilen, wenn man die Produktion der angelieferten Module vernachlässigt. Die Architektur aus dem Hause Henn Architekten überzeugt in ihrer durchsichtigen Offenheit und Freude an technischen Herausforderungen. Im Autoland Deutschland ein unbedingtes MUST, wenn man technisch begeisterungsfähig ist und die Symbiose aus  elegantem Design und hochwertiger Technik schätzt.

Am Nachmittag standen zwei Alumni vor der Reisegruppe aus 28 Studierenden und sechs Lehrkräften. Daniel Heidecke und Henk Blankenberg, beide Medieninformatiker des Jahrgangs 1999, erzählten von ihren Projekten im Auftrag namhafter Firmen und ihrem Werdegang. Besonders aber sprachen sie über das Thema Selbstständigkeit, von den Vor- und Nachteilen gegenüber dem Dasein als angestellter Mitarbeiter in einer Agentur. Das ist immer wieder ein spannendes Thema, wobei die Empfehlung an die Studierenden deutlich wurde: Zuerst einmal sollte man sich in Agenturen oder vergleichbaren Firmen tummeln, bevor der Schritt in die Selbstständigkeit gewagt wird. Das Meeting fand in den wunderschönen Räumen der CoFab statt, einem Zentrum für CoWorking im feinen Dresdner Villenviertel mitten im Stadtteil Striesen.

Der vorletzte Tag sollte kontrastreich werden. Am Donnerstag vormittag verbrachten wir vier Stunden bei T-Systems Multimedia Solutions. Dort wurden wir reich beschenkt mit spannenden Vorträgen, Führungen und Diskussionen. Hier arbeitet Felizitas Birkhofen, Medieninformatikerin des Jahrgangs 2001, durch deren Vermittlung uns Tür und Tor geöffnet wurde. Anja Schunk, Advanced HR Specialist Personalentwicklung hatte das informative Programm für uns entworfen. Der Kontrast zur Veranstaltung am Nachmittag zuvor konnte größer nicht sein. Hier eine wachsendes mittelständiges Unternehmen, die viele äußerst interessante Arbeitsprofile für Medieninformatik anzubieten haben, dort zwei Gewerbe treibende Selbstständige, die in einem gut funktionierenden Netzwerk aus Auftraggebern und Agenturen  ihr eigener Herr sind. Von den Studierenden (und Dozenten) besonders goutiert wurde der Veranstaltungsschluss: Belegte Brötchen.

Den zweiten Kontrast an diesem Tag bildete die Technischen Sammlungen Dresden, letztes Ziel unserer Exkursion. Denn hier waren zwar viele hochkarätige Exponate aus dem Bereich Foto- und Filmtechnik zu sehen, auch technisches Geräte vor und nach Konrad Zuse konnte man bestaunen, aber selten war ein Haus so verstaubt, die Exponate wirkten vollkommen verlassen – ein Jammer, und eine Herkulesaufgabe. Den Abend verbrachten wir in bewährter Tradition beim gemeinsamen Essen, großzügig eingeladen vom Fachbereich Automatisierung und Informatik der Hochschule Harz.Felizitas, Daniel und Henk waren mit von der Partie und irgendwann war die Exkursion dann auch zu Ende, so gegen Mitternacht, zumindest bei mir. Andernorts soll noch … aber wer weiß davon schon zu berichten.

In der Zip-Datei finden sich weitere Fotos von Maik Otto und Knipsbilder von mir, die das Geschehene weiter erhellen. Ich habe den Eindruck, es war eine großartige Exkursion mit vielseitigem Programm, bei gefühlt hoher Dichte und einigen unvergesslichen Eindrücken.

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