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Exkursion nach Leipzig und Halle 2015

| Prof. Martin Kreyßig

Alljährlich zieht es das 5. Semester Medieninformatik der Hochschule Harz gemeinsam mit ihren Dozenten in die Ferne, um Kunst, Design und Medienkunst anschaulich zu erleben. In diesem Jahr waren zwei Details anders. Fern lagen die Ziele nicht wirklich, denn nach Leipzig und Halle ist es ein Katzensprung. Und die Anzahl der Reisenden war um eine Gruppe aus zwölf Studierenden gewachsen, die im frisch gebackenen Masterstudiengang „Medien- und Spielekonzeption (M.A.)“ studieren. Eine neue Mischung also, eine Melange aus Bachelor und Master, die sich aus einigen Lehrveranstaltungen bereits kennen und voneinander enorm profitieren.

So besuchten wir in Leipzig die Webagentur Unister, in der Sven Bischoff (MI-Jahrgang 2010) als Entwickler arbeitet. Informationen über das Unternehmen – besonders erfolgreich mit seinen Reiseportalen – machten deutlich, dass Medieninformatiker hier gut hineinpassen, wenn sie sich für Teamarbeit mit schnellen Sprints (SCRUM) begeistern.
Anschließend fanden wie bei der Firma Handspiel einen guten Kontrast, denn die ehemaligen Medieninformatiker Sina Piepjahn und Christian Illies (beide MI-Jahrgang 2008) arbeiten mit nur vier weiteren Kollegen z.B. an der Entwicklung von Touchscreen-Oberflächen zur intuitiven Handhabung von Fahrkartenautomaten. Agile Designplanung, enger Kundenkontakt und gute Werkzeuge wie das eigens entwickelte Innovationmodel oder Axure helfen Softwareprojekte erfolgreich umzusetzen.

Zur Entspannung tauchten wir anschließend im Leipziger Gasometer ein in die fotografierten Unterwasserwelten des Great Barrier Reef. Immersiv gefangen in einer panoptischen Kunstwelt mag man sich visuell verzaubern lassen oder ist bedrückt von der idealisierenden Kurzsichtigkeit der Darstellung, untermalt mit farbig wechselnder Beleuchtung und sphärischen Klängen.

Nach der ersten Nacht in der im Juni 2015 frisch eröffneten Jugendherberge in Halle zogen wir morgens aufwärts zur Burg Giebichenstein, um dort im Frontallappen des menschlichen Gehirns die Projekte der Firma Prefrontal Cortex bestaunen zu können. Paul Kirsten, Felix Herbst und Christian Freitag präsentierten spannende Industrieprojekte (IAA / BMW), interaktive Spiele, Mixed-Reality und 3D-Welten z.B. in Unity umgesetzt, die uns alle besonders begeisterten. Eine ausgezeichnete Präsentation, die deutlich machte, wie Programmierung, Design und sinnvoll gestaltete User Interfaces zu faszinierenden Prototypen und marktreifen Produkten führen kann.

Menschheitsgeschichtlich war es von hier aus eine kurze Zeitreise zum Museum für Vorgeschichte, um in einer ausführlichen Führung durch die Sammlung zu erleben, wie man visuell gestaltete Geschichten für Jung und Alt erzählt, wenn eigentlich nur ein paar Knöchelchen übrig sind.

Am Donnerstag Abend hatte der Fachbereich Automatisierung und Informatik der Hochschule Harz Studierende und Dozenten großzügig zum warmen Büffett und satanarchäolügenialkohöllischen Getränken geladen. Herzlichen Dank dafür!

Der Grund, die diesjährige Exkursion der Medieninformatik nach Halle zu lenken, lag darin, dass Werkleitz und in Person Peter Zorn die beiden Studiengänge der Hochschule Harz aus Wernigerode zur Moveon-Konferenz geladen hatte, an der wir am dritten Exkursionstag teilnahmen. Medienhistorisch besonders informativ war die Keynote von Derrick de Kerckhove, Director des McLuhan Program in Culture & Technology und Professor in the Department of French at the University of Toronto. Er gab eine kurzweilige Übersicht zum Stand der Medien und ihre Wirkung auf den Nutzer. Dabei orientierte er sich in Schleifen an Marshall McLuhan, der – immer seiner Zeit voraus – formulierte:
„In these electric age, we wear all mankind as our skin“.

Am Nachmittag erlebten wir zwei Paneldiskussionen zu den Themen „Circulating Images“ und „Vision-Tele-Vision“. Da sprach Roman Marek über sein Buch „Understanding Youtube“, spannend darin die Metamorphosen von Filmen, die ihre Form durch Videorecycling beständig ändern. Britta Senn, vom DOK Leipzig-Festival stellte neue Webformate vor z.B. Do-not-track. Überzeugend und unterhaltsam berichtete schließlich Thomas Hellum über den riesigen oder (un)begreiflichen Erfolg von Slow-TV in Norwegen – das wahre Fernseherlebnis.

Am Abend wurde das Werkleitz Festival eröffnet mit einer großen Ausstellung zur Medienkunst aus Kanada, Australien und Europa. Gezeigt wurden interaktive, filmische, multimediale und spielerische Arbeiten von insgesamt 16 Künstlerinnen und Künstlern. Der Abend mündete unwillkürlich in eine umfangreiche Party, deren Enden ganz unterschiedlich und individuell erlebt wurden: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“.

Am Samstag früh huschte der Bus nach Wernigerode zurück, drinnen war es leise, alle schliefen, irgendwie. Eine bunte Reise mit besonders abwechslungsreichem Programm ging zu Ende.

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