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Honige Zeit

| Prof. Martin Kreyßig

Trotz des Lockdowns haben wir in den Studiengängen Medieninformatik B.Sc. und Medien-und Spielekonzeption M.A. an der Hochschule Harz in kleinen Gruppen und unter besonderen Hygienevorschriften drei Kurzfilme gedreht. Zum einen sind Dreharbeiten in Deutschland derzeit unter besonderen Bedingungen möglich, zum anderen rät auch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) dazu in den Kunst- und Gestaltungsfächern Präsenzangebote in der Lehre möglich zu machen, weil Gestaltung, zumal mit Geräten hands-on realisiert werden muss. So weit es eben geht.
Somit waren wir sehr froh mit Erlaubnis des Rektors Dr. Folker Roland und der Dekanin Dr. Andrea Heilmann einige Tage im Januar intensiv gemeinsam arbeiten zu können. Und die Hygieneregeln haben sich einmal mehr bewehrt, denn alle Beteiligten sind gesund.

Von den Dreharbeiten im Fach „Keying“ gibt es hier im Blog bereits einige Beiträge mit schönen Fotos aus früheren Jahren, daher berichte ich kurz von den Dreharbeiten im Fach „Spezialisierung Digitaler Filmproduktion“ des Studiengangs Medien-und Spielekonzeption M.A.
Für dieses Seminar hatte ich zwei lose Ideen: Therapiesitzung und Villa. Das Thema Therapie wird in der Filmgeschichte seit den 1920er Jahren behandelt, es ist ein eigenes Genre. Zuletzt hatte mich die erste Staffel der Serie „In Treatment“ mit Gabriel Byrne beschäftigt, die US-amerikanische Version der israelischen Vorlage „BeTipul„.
Zum anderen wollte ich immer schon einmal in der Villa der Hochschule Harz drehen. Dort residiert das Rektorat und die Verwaltung. Die Chronik des frisch renovierten Hauses ist gut recherchiert, die Räume großzügig mithin als Filmset visuell besonders reizvoll. Der Arbeitstitel „Honige Zeit“ bezieht sich auf die Familie Honig, Erbauer und Bewohner des Hauses bis 1938.

Mit diesen zwei Eckpunkten wurde ein Drehbuch geschrieben, ein Storyboard gezeichnet und der Kurzfilm umgesetzt. Die Therapieszene drehten wir im Studio, die Vorfahrt der Villa mit dem gelben Käfer bei Minusgraden, schließlich innen im Eingangsbereich und im Kaminzimmer. Die Kostüme konnten wir uns vom Nordharzer Städtebund Theater in Halberstadt leihen, Props haben alle irgendwo bei Verwandten besorgt. Das Nummernschild HX 23-51 wurde eigens angefertigt und bedeutet: Bezirk Halle, Landkreis Wernigerode. Denn der Film spielt in den 1970er Jahren.

Unser Team bestand aus Luise Albrecht, Julian Becker, Alexander Bobb, Mike Brückmann, Anna Gerold, Bastian Holder, Christopher Probst, Maike Ida Reiß und Mohamed Saidene. Neben Maike Ida Reiß spielten die männlichen Rollen Raed Lazghab und Benjamin Wehlendt.

Bei den Dreharbeiten hat uns der frisch angestellte Medientechniker Andreas Schubert tatkräftig geholfen. Und die Regisseurin und künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin Jessica Krecisz M.F.A. unterstützte die Studierenden bei Regie und Abläufen.

Jetzt haben die Studierenden bis Ende Februar Zeit, ihre persönliche Version aus den vielen Takes und Varianten mit DaVinci Resolve zu schneiden. Ich bin extrem gespannt!

PS 1: Worum geht es in der Story? Hier das Exposé:

Der 30 Jahre alte Jonas trauert über den Tod seiner 28-jährigen, schwangeren Frau Elena. Jonas und Elena befanden sich in einer glücklichen Ehe und erwarteten in etwa 3 Monaten ihr erstes gemeinsames Kind. Anfangs besuchte er Therapiestunden bei Elenas Bruder Hans. Nach und nach verfiel er jedoch der Trauer und dem Alkohol. In seiner Trauer halluziniert Jonas und sieht seine Frau Elena. Sie möchte mit ihm für das Kind einkaufen gehen. Während Jonas Elena beim Anziehen der Jacke hilft, fährt ein Auto in die Hauseinfahrt und hält vor der Haustür. Es ist Hans, der Therapeut von Jonas und der Bruder von Elena. Er klopft an der Tür, wodurch Jonas aus seinem Tagtraum aufwacht. Jonas öffnet und hält Elenas Mantel in der Hand. Er sieht nahezu verwahrlost aus und Hans findet im Haus leere Alkoholflaschen und Zigarettenstummel vor. Hans versucht Jonas davon zu überzeugen, wieder zu den Therapiestunden zu kommen.
Am nächsten Tag kommt Jonas tatsächlich zu einer Therapiesitzung in die Praxis von Hans.
Nach der Therapiesitzung liest Hans einen Brief von Elena.

PS 2: Die Aktualität rund um das Thema Therapie ist vielleicht daran abzuschätzen, dass die beiden französischen Erfolgsautoren Eric Toledano und Olivier Nakache („Ziemlich beste Freunde“) die israelische Vorlage „BeTipul“ ebenfalls verfilmt haben. Die Serie läuft derzeit auf ARTE.

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