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Jenseits des Postmodernen

| Prof. Martin Kreyßig

Es geschieht selten. Um so mehr freut es uns Dozenten der Studiengänge Medieninformatik B.Sc. sowie Medien- und Spielekonzeption M.A., aber Christopher Jung und Martin Kreyßig als Betreuer dieser Masterarbeit besonders, dass der Wissenschaftsverlag Tectum die Masterarbeit „Jenseits des Postmodernen“ von Robert Boehm – in erweiterter Version – publiziert.

Robert Boehm hat sich mit seinem Werk an ein wichtiges Stück Arbeit gewagt, in dem er untersucht, wie sich Medien und ihre Erzählungen in der Nach- oder Übermoderne, in der wir derzeit leben, neu definieren. Er analysiert anhand exzellent gewählter Beispiele aus den Bereichen Film, Serie und Videospiel wie in diesen Narrationen digital vernetzter Charaktere eine neue Art der Metanarration entsteht, indem die eigene Geschichte / Biographie der Hauptcharaktere einer gemeinschaftlichen Erzählung gestiftet wird, um diese zu personalisieren. Die Verschränkung und Wechselwirkung kollektiver mit individuellen Narrationen ist seit jeher das Motiv großer Erzählungen. Wie stark aber die Selbstmanipulation vorangetrieben wird, um gewinnbringend das kollektive Narrativ durch die Individualität zu determinieren oder bis zur Selbstaufgabe in ihm aufzugehen, dieser Fragestellung nachzugehen, macht sich das lesenswerte Sachbuch zur Aufgabe.
Teil dieser Betrachtungen – und das macht das Buch für junge Gamedesigner und Studierende Digitaler Medien besonders spannend – ist die Auseinandersetzung, wie nonlineare Medien (Spiele) lineares Erzählen (z.B. in Serien und Filmen) beeinflussen und umgekehrt – und wie aus der Symbiose beider Disziplinen eine subjektive bis politisch-utopistische Agenda konstruiert wird.

Robert Boehm studierte von 2016 2018 am Studiengang Medien- und Spielekonzeption M.A. an der Hochschule Harz in Wernigerode. Derzeit arbeitet der selbstständige Autor an diversen Projekten u.a. im Bereich Videospiele. Seit April 2020 ist er Gründer und Geschäftsführer der Perdix Creations UG (haftungsbeschränkt). Kern des Unternehmens ist die Entwicklung von Gamification-Anwendungen, primär im schulischen und heilpädagogischen Sektor.

Der Verlag schreibt zum Inhalt des Buches „Jenseits des Postmodernen“ von Robert Boehm:
»Ein neues Genre wagt Utopismus jenseits postmoderner Skepsis. Angesichts der Dekonstruktion sinnstiftender Narrative wird Narrativierung selbst zum Ideal. Besonders die zunehmende Digitalisierung des Alltags eröffnet Möglichkeiten, das eigene Leben als Geschichte aufzubereiten, sowie zum effizienten Einsatz personalisierter Propaganda. Das in diesem Buch definierte Genre setzt sich kritisch mit der Thematik auseinander – und lotet zugleich aus, inwiefern es für das Individuum sinnstiftend wirken kann, sich aktiv selbst zu manipulieren. Die dabei zum Ausdruck kommenden Perspektiven spiegeln sich im Denken populärer Kulturkritiker wie Slavoj Žižek, Jordan Peterson und Yuval Noah Harari. Untersucht werden Erzählungen in unterschiedlichen Medien: darunter Spielfilme wie Donnie Darko, Star Wars: The Last Jedi sowie Annihilation und Videospiele wie BioShock oder Life is Strange. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der TV-Serien Dark, American Gods und Westworld.«

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