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Mit Friedrich Hanisch zum eigenen Spiel

| Johanna Daher

Das letzte Mal, dass er an der Hochschule Harz war, ist knapp fünf Monate her. Damals war er als Speaker auf der Game-Konferenz ADD ON und sprach über „Personal Games“. Jetzt ist Friedrich Hanisch, Spieleentwickler des Indie-Studios „Ratking Entertainment“, zurück – allerdings als Dozent. An acht Terminen gibt er Studierenden des Masterstudiengangs „Medien- und Spielekonzeption M.A.“ einen Einblick in die Arbeit mit der Game-Engine „Unity“ und leitet sie beim Programmieren eigener Spiele an.

„Das allererste was ich gespielt habe, war irgendein C64-Spiel“, sagt er und erinnert sich schmunzelnd weiter: „Ich musste einen Zug steuern, aber es gab keine Anleitung. Ich drückte die verschiedenen Buttons immer wieder – aber der Zug ist einfach nie gestartet.“ Die Konsole selbst aber faszinierte ihn, weshalb er dann anfing mit Basic zu programmieren. „Ich hatte damals aber keine Ahnung“, gibt Hanisch zu.

„Dungeon Keeper“ – oder: Der Weg zum Spieleentwickler

Bei der Frage nach seinem aktuellen Lieblingsspiel kommt der Hallenser ins Schwärmen: „Von KeeperRL bin ich momentan sehr gefangen. Das Ganze ist rundenbasiert und meinem Lieblingsgenre Dungeon Keeper zuzuordnen. Man baut Höhlen für Monster und zieht dann als Böser mit ihnen los. Derzeit ist das Spiel noch in der Entwicklung.“

Genau dieses Genre markiert auch den Anfang für das Game-Studio „Ratking Entertainment“. Gemeinsam mit Jana Reinhardt studiert Hanisch „Multimedia VR-Design“ an der Kunsthochschule Halle Burg Giebichenstein. Zu dieser Zeit sieht er sich zukünftig eher im Level-Design-Bereich. Zusammen arbeiten die Kommilitonen an Spieleprojekten und beschließen ein eigenes Studio zu gründen. Bei einem zweimonatigen Game-Jam entsteht dann „Karoshi!“ – ein Dungeon-Keeper Klon, bei dem die Spieler jeweils eine Firma spielen, deren Büro sie gegen die andere verteidigen müssen.

 „Personal Games“ und Game-Jams

Seit Januar 2011 besteht das gemeinsame Game-Studio. Seit jeher gehören auch Game-Jams für sie dazu. Bei diesen Events zeigen die Teilnehmer in einer vorgegebenen Zeit, wie schnell sie ein Spiel entwickeln können. „Mir gefällt daran das Kompetitive und dass man gleich ein Ergebnis sieht. Was denken sich andere zu dem vorgegebenen Thema aus? Wie gut sind gerade meine eigenen Fähigkeiten? Das ist jedes Mal sehr spannend“, erklärt Friedrich Hanisch, der Game-Jams auch selbst organisiert hat.

Die bei „Ratking Entertainment“ entwickelten Spiele zählen zu den ‚Personal Games‘. „Mit einem kleinen Team geht das super. Das macht nicht jeder, ist immer individuell. In jedem Spiel steckt ein Stück von einem selbst“, beschreibt Hanisch seine Faszination für dieses Genre. Ein Nachteil allerdings: Sie lassen sich nicht gut verkaufen. Aber es finden sich auch andere Formen der Unterstützung: So wurde das Game „Solitune“ von der Kunststiftung Sachsen-Anhalt gefördert.

Aktuell arbeitet das Ratking-Team an „Behind Stars and Under Hills“, dessen Release im nächsten Jahr geplant ist. „Es geht tiefer als andere Projekte, hat aber auch eine persönliche Note: Es ist von Spielen, die wir früher mochten, inspiriert.“ Das neue Werk wurde in diesem Jahr auf der Konferenz Gamescom präsentiert und erhielt viel positives Feedback.

Die Dozenten-Seite: Mit Studierenden programmieren

Sein Wissen, dass Friedrich Hanisch sich angeeignet hat, gibt er in seinem Kurs „Spieleprogrammierung“ an etwa 30 Studierende weiter. „Es ist interessant auf der Dozenten-Seite zu stehen“, sagt er und fügt hinzu: „Vor vier Jahren lehrte ich das Thema im Fach ‚Spieleentwicklung‘ des Bachelorstudiengangs Medieninformatik der Hochschule Harz.“ Die Studierenden damals wie heute sind fasziniert, wie schnell sich erste Ergebnisse erzielen und Mini-Spiele programmieren lassen.

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Hanisch schreibt an seinem Rechner Code-Zeilen – die Teilnehmer sehen diese über den Videoprojektor und tippen sie in ihr eigenes Programm. Er erklärt, beantwortet Fragen und zeigt, welche Einstellungen im Programm „Unity“ erfolgen müssen. Sein Ziel: „Nach acht Tagen sollen sie wissen, was sie mit Unity machen können. Außerdem sollen sie selbstständig Skripte schreiben können, die Liebe zum Interaktiven entdecken und beim Drücken einer Taste soll etwas passieren.“ Denn die Aufgabe am Ende des Kurses: Alle Studierenden sollen einen Spiele-Prototypen programmieren – die Grundlagen dafür vermittelt Hanisch. Der Kurs ist sowohl für Einsteiger, als auch Fortgeschrittene geeignet.

Ob der 35-Jährige im kommenden Jahr wieder einen Kurs gibt? „Das ist unklar, müssen wir noch besprechen. Ich muss auch schauen, wie weit wir dann mit unserem neuen Spiel sind, das noch viel Zeit in Anspruch nehmen wird.“

 

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