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Workshop: Rational Game Design

| Sandra Hanstein

Was genau macht eigentlich ein Game Designer? So richtig einig waren sich da alle nicht. Du hörst das Wort „Design“ und denkst an Gestaltung. Aber tatsächlich ist Game Design viel mehr, viel weniger und eigentlich etwas ganz anderes. Um etwas Ordnung in die Verwirrung zu bringen, wurde am 3. und 4. November ein Workshop „Rational Game Design“ angeboten. Dieser wurde von Prof. Dominik Wilhelm organisiert und war vor allem für die Studierende des Masterstudiengangs Medien- und Spielekonzeption gedacht, die bei Prof. Wilhelm den Kurs „Game Elements“ belegen, aber auch einige Bachelorstudenten der Berufsfeldorientierung (BFO) „Spieleentwurf“ ergriffen die Chance.

Um den Studierenden das Berufsfeld eines Game Designers näher zu bringen, wurde der Fachmann Sebastian Bombera eingeladen, der Lead Designer bei Blue Byte ist – dem deutschen Zweig des Entwicklers Ubisoft. Dieser ist der drittgrößte der Welt und wir verdanken ihm Spiele wie Assassin’s Creed, The Division und Rayman. Bombera selbst ist maßgeblich für die erfolgreichen Aufbau-Strategie-Spiele der Anno-Reihe verantwortlich. Für was genau, erklärte er dann ausführlich.

Ein Game Designer kümmert sich zum Beispiel um die Spielregeln eines Spiels. Er entwirft, definiert und dokumentiert sie. Aber er erstellt auch einzelne Inhalte. Damit ist nicht die Gestaltung gemeint, wie fälschlicherweise von den meisten angenommen, sondern vielmehr die Konzeption von Charakteren, Objekten, User Interface, Quests und allem weiteren. Dafür werden Diagramme und Excel-Tabellen erstellt und vor allem wird viel gerechnet, um bestimmte Parameter auszugleichen. Bei dieser Information sind einigen der Studierenden kurz die Gesichtszüge entglitten. Als es am zweiten Tag des Workshops jedoch zur Anwendung der Theorie kam, ist dennoch jeder mit den Aufgaben zurecht gekommen. Ziel war es, bei einem selbst ausgewählten Spiel für einen bestimmten Parameter Werte zu balancen. Sebastian Bombera ging anschließend die Tabellen der Studierenden durch und lieferte einen interessanten Einblick darüber, welche Werte miteinander zusammenhängen und wie sich die Parameter am Ende tatsächlich auf das Spiel auswirken, sodass beinahe jeder seine Tabelle mehrmals überarbeiten musste, um ein halbwegs anständiges Balancing hinzubekommen.

Vor allem für die Studierenden, welche bereits selbst Spiele entwickelt haben oder noch mitten im Prozess sind, war der Workshop mit Sebastian Bombera sehr hilfreich. Er nahm sich am Ende noch für jedes Projekt Zeit, sie zu testen und zu kommentieren. Diese Tipps wurden als besonders nützlich empfunden und lieferten neue Ansätze. „Wir wissen jetzt, wo wir weitermachen müssen“, sagt Sadjad Krüger, der im Sommersemester im Zuge des Kurses „Game Development“ mit einigen anderenStudierenden das 3D-Puzzle-Game Cube Loop entworfen hat.

Der Einblick ins Rational Game Design und die Informationen, die daraus gewonnen wurden, lohnen sich vor allem für Level Design und einen allgemeinen Überblick über das Spiel. Viele Studierende hielten es für weniger sinnvoll, längere Zeit an den Tabellen zu verbringen, während Bombera herausstellte, dass oft über Monate daran gearbeitet wird. „Es gibt im Game Design keinen vorgefertigten Workflow“, sagt Prof. Dominik Wilhelm zu diesem Thema, „Das macht wahrscheinlich jeder Entwickler anders. Aber es war interessant, diese Methode näher kennenzulernen.“

Das Feedback der Studierenden zum Workshop beinhaltete sowohl Kritik als auch Lob. Die Arbeit mit den Tabellen wurde teilweise als trocken empfunden, was wohl daran liegen könnte, dass man sich unter dem Begriff Game Design etwas völlig anderes vorgestellt hatte. Das Arbeitsfeld scheint im Nachhinein vielen weniger aufregend, als zuvor angenommen. Dennoch hielten es die meisten für sehr interessant, einen Blick hinter die Kulissen erhalten zu haben. Jene Studierenden mit eigenen Projekte sind froh, diese methodische Analyse kennengelernt zu haben und sind sich sicher, sie auch zu benutzen. Außerdem wird der Kurs „Game Development“ auch im nächsten Sommersemester wieder angeboten, wofür der Workshop eine gute Grundlage bietet.

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