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Arthouse Games und Playful Media in Berlin

| Prof. Martin Kreyßig

von Leon Unger

Wer sich schon mal ein wenig intensiver mit Computerspielen auseinandergesetzt hat, dem sollte die gamescom als Europas größte Spielemesse etwas sagen. Etwas weniger bekannt dürften in Deutschland Kandidaten wie die PAX sein, die weltweit an mehreren Standorten und in verschiedenen Formaten stattfindet, oder die Games Developers Conference (GDC), die sich vorrangig an Entwickler und Entwicklerinnen richtet.

Während der Pandemie haben viele Messen mit Online-Formaten experimentiert. Zuletzt wurde sogar angekündigt, dass die E3, eine der größten internationalen Spielemessen, aufgrund von zu wenigen Ausstellern nicht mehr stattfinden wird. Große Spieleunternehmen kündigen ihre Spiele stattdessen auf eigenen Online-Events wie der Nintendo Direct oder Ubisoft Forward an.

Die A MAZE. Spielemesse, die seit 2008 jährlich in Berlin stattfindet, hat die Rückkehr aus der Pandemie erfolgreich gemeistert. Sie richtet sich vorrangig an eine eher künstlerische Nische innerhalb der Gamesbranche, die dennoch international vertreten ist: Es geht um Indie Games, Arthouse Games und einen kreativen Umgang mit Technologie und dem Medium Videospiel.

Vom 8. bis zum 11. Mai konnte eine Gruppe aus Masterstudierenden der Hochschule Harz das Event besuchen und Inspirationen sammeln sowie neue Kontakte knüpfen.

Die A MAZE. 2024 fand auf dem Silent Green-Gelände in Wedding Berlin statt. In verschiedenen Räumlichkeiten wurden dort im Verlauf des Events Vorträge angeboten, es gab interaktive Podiumsdiskussionen und Workshops. Außerdem wurden die besprochenen Werke natürlich ausgestellt und konnten neben vielen anderen Spielen und digitalen Experiences selbst ausprobiert werden.

In einer Ausstellung mit dem Titel Enchanted Controllers gab es Spiele wie „Crashboard“, das mithilfe eines präparierten Skateboards und einer 3D-Brille gespielt wird, oder „Between“, bei dem sich zwei Spielende an den Händen halten und dadurch mittels eines Projektors bestimmte Formen auf den Boden projizieren müssen. Im lokalen Multiplayer-Schneckenrennspiel „Caracoles“ konnte jedes Mitglied einen Anfeuerungsruf aufnehmen, der während des Rennens im Soundtrack und als Soundeffekt verarbeitet wurde. Selbst die Decke der Kuppelhalle, in der Talks und Podiumsdiskussionen stattfanden, wurde für ein Spiel genutzt, in dem man zusammen Töne nachsingen musste, um Wolken zu vertreiben und einen Regenbogen entstehen zu lassen.

Speaking of which – erfreulicherweise war das Wetter die gesamte Woche lang wunderschön und so konnte die Wiese im Zentrum des Silent Green genutzt werden, um auf anstehende Veranstaltungen zu warten, sich mit anderen Messebesucher*innen zu vernetzen oder einfach nur ein wenig zu entspannen.

Am Ende jedes Messetages fand im nahegelegenen Club Panke eine von der A MAZE. organisierte Party statt, die weitere Möglichkeiten bot, sich mit Profis aus der Branche zu unterhalten und neue Kontakte zu knüpfen.

Ein Highlight der Messe waren die A MAZE. Awards. Dort wurden Preise in verschiedenen Kategorien verliehen, die bestimmte, eher ungewöhnliche Aspekte von Spielen hervorheben sollten. In der Kategorie Digital Moment wurden beispielsweise kurze Spiele gekürt, die es schafften, eine starke Message mithilfe besonderer Spielelemente auf den Punkt zu bringen. Für die Human Human Machine-Kategorie waren Computerspiele nominiert worden, die mindestens zwei Personen im selben Raum zusammen spielen konnten.

Den Hauptpreis gewann das Spiel „No Case Should Remain Unsolved“ des koreanischen Entwicklers Somi, in dem eine Detektivin den zwölf Jahre alten Fall eines verschwundenen Kindes wieder aufgreift. Durch Unterhaltungen mit den damaligen Beteiligten werden Erinnerungsfragmente enthüllt, die neben rein sachlichen Aspekten auch emotionale Eindrücke einschließen. So kann der Fall auf verschiedene Weisen gelöst werden und nicht jedes Ende verlangt eine vollständige Erklärung des Falls.

Die A MAZE. 2024 war für alle Studierenden eine besondere Erfahrung, wenn auch von unterschiedlichem Wert was die individuellen Interessen und beruflichen Ambitionen anbelangt. Wer daran interessiert ist, neue Kontakte im Indie-Bereich zu knüpfen und mal ganz neue Perspektiven darauf zu erhalten, was man mit Spielen alles anstellen kann, sollte einen Besuch der A MAZE. 2025 im nächsten Jahr definitiv in Betracht ziehen. Wer sich hingegen eher mit klassischen Spielen beschäftigt und bei Firmen wie Ubisoft und Konsorten Karriere machen möchte, wäre wohl mit größeren Branchentreffen wie der gamescom und devcom oder den GermanDevDays besser beraten.

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