Grafik-Lab: „Ich bin das Wohnzimmer“
Wie sehen eigentlich die Räume aus, in denen die Studierenden der Medieninformatik (B.Sc.) und Medien- und Spielekonzeption (M.A.) arbeiten? Diesen Einblick sollst du bekommen, vorgestellt in der Reihe „Räume erwachen zum Leben“. Denn: Sie stellen sich und ihre Erfahrungen selbst vor. Das Grafik-Labor macht den Anfang.
Ich bin der Erste. Der erste Raum, wenn man den Medieninformatik-Trakt der Hochschule Harz in Haus 9 betritt. In der ersten Etage der früheren Papierfabrik. Gleich rechts. Die Künstler und Kreativen unter den Studierenden zieht es hier regelmäßig hin. Denn: Ich habe sie. Diese großen, schwarzen, rechteckigen Geräte. Grafik-Tablets. Morgens 8 Uhr: Sie sitzen hier und malen. Nachts 23 Uhr: Sie sitzen hier und malen. Besonders in den Prüfungsphasen. Ich habe nie meine Ruhe. Oder positiver gesagt: Hier ist immer etwas los. Einige der Studierenden sagen über mich: „Ich bin das Wohnzimmer.“ Weil sie in meinen vier Wänden so viel Zeit verbringen und diese gerne auch mit ihren selbstgestalteten Plakaten dekorieren. Dadurch erlebe ich auch besonders viel. Hier stand sogar schon eine portable Herdplatte und ein Wasserkocher. Dosensuppe, Ravioli, Glühwein, Tee. Hier wurde schon viel gekocht um noch länger bleiben und arbeiten zu können.
Oft sehe ich, dass einer der Professoren vorne steht und Aufgaben verteilt, die dann an meinen Apple-Computern kreativ umgesetzt werden. Manchmal stehen auch Studierende vorne und halten ein Referat. Zum Beispiel über Grafikdesigner oder Retrospiele. Ganz nach Kurs. In diesem Semester, also Wintersemester 2018/2019, finden hier sechs Seminare und weitere, unregelmäßige Meetings der Studierenden statt. Dienstagmorgen um 8 Uhr beginnt Professor Jürgen Singer beispielsweise meine Woche mit „Einführung in die Programmierung„. Auch die Eigenprojekte und ein Jahresprojekt-Team sind bei mir zu Gast. Der Donnerstag ist für mich immer am anstrengendsten: Von morgens um 8 Uhr bis abends um 18.30 Uhr finden hier die Kurse „Grafische Gestaltung“ und „Grafische Techniken“ statt. Den offiziellen Abschluss meiner Woche – wie auf meinem Raumbelegungsplan zu lesen – macht Professor Daniel Ackermann am Freitag mit „Medieninformatik 1„.
Nicht nur die Nummer 1, sondern auch ziemlich scharf
Scheren, Schneidegeräte und Cutter – in meinen vier Wänden gibt es ziemlich viele scharfe Gegenstände. Entweder stehen sie auf einer Art Tapeziertisch mit giftgrünen Unterlagen, um darauf Schneiden zu können. Oder sie befinden sich in einem extra Schrank. Direkt neben Kohlestiften und Sprühkleber. Der stinkt manchmal echt enorm. Wofür das alles gebraucht wird? Für viele Projekte und Abgaben.
In dem einen Semester sollten Studierende zum Beispiel ein Etikett für eine Weinflasche designen. Das haben sie hier ausgedruckt – ja, Drucker sowohl in Schwarz/Weiß, als auch in farbig, gibt es hier auch. Und danach haben sie es feinsäuberlich ausgeschnitten, auf Weinflaschen geklebt und für ihren Bericht fotografiert. Oder sie basteln die Dekoration für verschiedene Events, wie das Campusfest oder die Game-Konferenz ADD ON. Ja, das passiert alles hier bei mir. Natürlich ist es auch traurig: Viele Studierende sehe ich hier für eine sehr lange Zeit, ich begleite sie. Ich baue eine Verbindung zu ihnen auf. Auch durch unsere regelmäßigen Treffen. Und dann verlassen sie mich wieder. Weil sie den Abschluss geschafft haben. Ich hingegen bleibe.
Manchmal bin ich auch traurig, weil viel Zeug herumliegt. Warum räumen die Studierenden in ihrem Wohnzimmer nicht auf? Warum hängen die Netzkabel hilflos in der Gegend herum, statt nach Gebrauch am Laptop wieder in den iMac gesteckt zu werden? Wäre da nicht Mike Brückmann, unser Laboringenieur und die Studierenden des Support-Teams, die immer nachschauen und die Dinge wieder in Ordnung bringen – ich wäre manchmal echt verzweifelt!
Die anderen Räume: Meine Freunde und Konkurrenten
Ich bin froh, dass es auch die anderen Räume gibt. Na klar finde ich es schön, wenn hier viel los ist. Aber manchmal benötigt man auch seine Ruhe. Und: Alle Studierenden passen hier auch gar nicht rein. Aber: Ich bin auch neidisch. Besonders auf das 3D-Labor. Dort steht in der Mitte ein ganz großer Tisch. Fast wie eine Tafel. Die bietet viel Platz für Spieleabende. Da treffen sich also die „coolen Kids“ ab und an zum Zocken. Tzzz. Ja, okay. Das 3D-Lab ist mein Konkurrent. Aber: Zu ihrer beruflichen Zukunft trage ich mit meinen coolen Grafik-Tablets definitiv mehr bei. Das kann der blöde Nachbarraum nicht. Die anderen Räume wie die Edit-Suiten, Projekträume, das Studio und so – die sind schon cool und auf jeden Fall meine Freunde. Aber: Natürlich ist niemand so toll wie ich. Das wirst du aber ja noch selbst merken, wenn sie sich dir demnächst vorstellen werden.
Jetzt habe ich aber erstmal geplaudert. Hier wollen sich Studierende schließlich konzentrieren. Besuch mich doch einfach mal, du weißt jetzt ja, wo du mich findest, egal zu welcher Uhrzeit. Ich werde hier sein. Falls du gerade nicht selbst nach Wernigerode oder ins Haus 9 der Hochschule Harz kommen kannst, schau dich doch einfach schon mal virtuell um. Bis bald! Dein Grafik-Lab
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Schlagworte: Grafik-Lab, Grafik-Labor, Medien- und Spielekonzeption (M.A.), Medieninformatik (B.Sc.), Räume erwachen zum Leben