In 48 Stunden zum eigenen Spiel
Ein Zeitraum von 48 Stunden, ein gemeinsames Thema und ein Ziel: ein möglichst spielbares Game entwickeln. So lautet seit 2009 die Aufgabe beim internationalen Global Game Jam. Auch in diesem Jahr haben Studierende der Hochschule Harz teilgenommen – ein kleiner Einblick in ihre Ergebnisse zum diesjährigen Thema: „Transmission“ (Übertragung).
„Wir haben uns getraut und den sogenannten Diversifier ‚Random Wikipedia-Page‘ verwendet“, beginnt Lauritz Brinkmann, Student des Masters „Medien- und Spielekonzeption“, nach den 48 Stunden zu erklären. Jedes Jahr gibt das Global Game Jam-Komitee verschiedene Möglichkeiten vor, die im Spiel selbst verwendet werden können. Bei Brinkmanns Team war es die Wikipedia-Seite des Tampa Bay Rays Radio Networks. Ein Fanradio-Sender der gleichnamigen amerikanischen Baseball-Mannschaft. Letztendlich entstand daraus in dem dreiköpfigen Team das Spiel „Spaceball Raydio“, bei dem der Baseball-Spieler Ray Bälle, die Nachrichten übertragen, mit seinem festen Schlag, über verschiedene Stationen bis hin zu einem Alien-Planeten befördert. So entsteht schließlich die Kommunikation zwischen Erde und außerirdischem Leben.
Auch das Team rund um das Game „Vampirizer“ entschied sich für einen Diversifier – allerdings für „Is there a game after death?“. „Ja“, beantwortet Mona Holtmann, Studierende der Medieninformatik im 5. Semester, die Frage in ihrer Präsentation und fügt hinzu: „Deshalb beginnt das Spiel mit einem Game-Over-Screen. Danach schlüpft der Spieler in die Rolle eines Vampirs, muss andere Hotelgäste beißen und mit seiner Armee losziehen. Allerdings dürfen sie dabei nicht von den Wachmännern erwischt werden.“
Die Protagonisten: Tierische Action
Viele Teams haben sich in diesem Jahr einen tierischen Protagonisten ausgesucht. „Bei uns müssen zunächst Tauben miteinander gekreuzt werden, bevor sie auf unterschiedliche Missionen gehen“, erklärt Robert Boehm über ihr Spiel „Project Pidgeon“. Bei der Zucht muss der Spieler jedoch darauf achten, wen er miteinander kreuzt – denn auf die übertragenen Gene und daraus resultierenden Folgen kommt es an.
Anders beim Game Jam-Spiel „Chop Suey Jungle Rumble“ von Christoph Baumgarts Team: „Im Dschungel ist große Aufregung. Dort soll ein Kung Fu-Film gedreht werden und alle Tiere wollen sich bewerben. Die anderen wollen das verhindern, so dass ein Kampf entsteht.“ Die Spieler kämpfen via Controllern jeder gegen jeden um eine Video-Disk, die letztendlich nur von einem zum Sendemast gebracht werden kann.
Durch Befehle auf der Tastatur wird bei dem zweiköpfigen Team des Spiels „Instructions received“ ein Oktopus gesteuert. „Die Befehle müssen erst herausgefunden werden. Dadurch kann der Spieler ihn erst über die verschiedenen Stellen bewegen und das Ziel erreichen“, so Jasmin Strnad.
Bei „BatNet“ benötigt eine Fledermaus Hilfe. „An ihr wurde im Labor herumexperimentiert, so dass sie keine Schallwellen mehr ausstoßen kann“, sagt Minh Le. Nur Dank des Spielers kann sie den richtigen Weg finden. Neben diesem Spiel mit Kritik an Tierversuchen, hat sich das dreiköpfige Team von „Pulp Friction“ für eine humorvolle Variante entschieden. „Man steuert eine fliegende Ratte und hat die Aufgabe, Passanten anzukacken“, erklärt Benjamin Adelsberger.
Die Aufgabe: Daten übertragen
Abseits der Protagonisten haben sich viele Gruppe passend zum Thema „Transmission“ mit der Spielmechanik der Daten-Übertragung auseinandergesetzt. „Der Diktator Tradun möchte, dass der Spieler als Hacker agiert und die schlechten Nachrichten über ihn verschwinden lässt“, erklärt Melanie Ramsch über ihr nach dem Herrscher benannten Spiel. So müssen die Daten geschickt umgeleitet werden, so dass die Bevölkerung von dem Eingriff aber nichts mitbekommt.
Auch bei den „Data Defenders !!“ werden alle Daten benötigt – allerdings liegen sie in Form von Pixeln vor. „Unsere beiden Protagonisten müssen sich gegenseitig unterstützen und am besten alle Pixel einsammeln. Nur so kann am Ende ein vollständiges Bild entstehen“, sagt Johanna Haupt.
Das Thema: Ganz unterschiedlich umgesetzt
„Es ist wirklich faszinierend, wie unterschiedlich das Thema in diesem Jahr umgesetzt wurde – kein Spiel gleicht dem anderen“, resümiert Professor Dominik Wilhelm, der den Global Game Jam begleitet hat. Das zeigen auch die anderen Games, egal ob sie von Studierenden aus dem Studiengang Medieninformatik B.Sc. oder Medien- und Spielkonzeption M.A. umgesetzt wurden. „Wir wollten was mit Kevin Costner machen“, erzählt Marcel Berg lachend. Entstanden ist „Kevin Postners Weltraumhands“, in dem der Spieler die Aufträge in einem Online-Shop umsetzen und verpacken muss. Den Schauspieler gibt es als Foto-Gegenstand im Spiel.
Bei „Treasure Sonar“ muss der Spieler einen Schatz finden. „Dafür benötigt er das Sonar des Schiffs, das oben auf dem Meer treibt. Er muss die Gegenstände darunter so platzieren, dass seine abgegebenen Sonar-Wellen letztendlich die Truhe am Grund finden“, sagt Friedemann Spitzner. Ein Puzzle-Game hat auch das Team rund um „Zeitsprung“ geschaffen. „Man schlüpft in die Rolle eines Goblins, der die Zahnräder einer kaputten Uhr entlang springt. Dabei muss er versuchen, diese unterschiedlichen Tastatureingaben zu reparieren“, so Tanja Witke.
Der „Light Runner“ hingegen besiegt mit seinen Waffen in einer Kanalisation den Schmutz. „Die Gegner haben unterschiedliche Farben, genau wie unsere Laser-Waffen. Nur mit der richtigen Auswahl können sie besiegt werden. Das Ziel ist es, sich bis nach unten durchzuarbeiten und gegen den End-Boss zu gewinnen“, beschreibt Daniel Halangk ihr Game.
Und auch bei „Neon Nova Ultra Space Rumble“ wurde eine weitere, neue Idee umgesetzt: „Einer der Spieler ist der Boss, die anderen müssen gegen ihn kämpfen. Dabei zeigen die unterschiedlichen Farben an, gegen wen er gerade besonders stark oder schwach ist. Seine Angreifer müssen sich deshalb sehr überlegt bewegen, Waffen und Schutzschilde übertragen“, erklärt Leoni Schulte.
Ausblick: Der nächste Global Game-Jam
Auch im kommenden Jahr, immer Ende Januar, werden Teams der Hochschule Harz mitmachen und innerhalb von zwei Tagen Games entwickeln. „Viele Spiele haben wirklich das Potential, dass man sie auch nach dem Event noch weiterentwickelt“, sagt Professor Dominik Wilhelm. Sein Seminar „Spieleentwurf“ umfasst als Prüfungsleistung die Teilnahme am Global Game Jam. Das dabei entstandene Spiel wird zur Benotung abgegeben. Andere Studierende nehmen nur aus Spaß und als besondere Herausforderung teil. Ganz egal aus welcher Motivation: die Ergebnisse können sich sehen lassen.
Schlagworte: Game Design, Game Development, Global Game Jam, Medien- und Spielekonzeption (M.A.), Medieninformatik (B.Sc.), Spiele, Spieleentwicklung, Spieleentwurf, Spieleprogrammierung