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Was heißt eigentlich Realität abbilden? Im Spannungsfeld zwischen Fotografie und generativer KI

| Gregor Theune

Fotorealistische Darstellungen, die mit generativen KI-Modellen erstellt werden, sind in aller Munde. In der Presse werden die gesellschaftlichen Herausforderungen und Gefahren von sogenannten Deep Fakes zu recht immer wieder thematisiert, aber die Studierenden der Medieninformatik haben sich im Rahmen der Berufsfeldorientierung »Digitale Fotografie« bei Dipl.-Des. Gregor Theune mal genauer mit den (aktuellen) Grenzen generativer KI auseinandergesetzt: Wie weit kommt man bei der Simulation von solch vermeintlich fotografischen Wirklichkeitsabbildungen?

Dazu haben sie im Rahmen des Seminars nicht nur das Dokumentarische der Fotografie und dokumentarfotografische Darstellungskonventionen kritisch untersucht, sondern dann auch diese Erkenntnisse für die Arbeit mit Text-zu-Bild-Generatoren genutzt. Neben ethischen Fragestellungen standen folgende Fragen im Zentrum der Diskussion: Können fotografische Abbildungen Realität überhaupt abbilden? Welche Darstellungskonventionen sind nötig, um die Behauptung einer Realitätsabbildung glaubhaft zu vermitteln? Und wie müssen Prompts formuliert sein, damit ich zu entsprechenden Ergebnissen mit einer generativen KI komme?

Die Studierenden sollten computergenerierte fotorealistische Bildserien entwickeln, die sich stilistisch an den Begriffen »Dokumentarfotografie« und »Street Photography« orientieren und deren Motive sich mit dem vermeintlichen Alltag von Menschen auseinandersetzen – ganz ohne Fotokamera. Das führte zu thematisch sehr unterschiedlichen Bildserien – es entstanden Bildserien zum individuellen Umgang mit dem Verlust von Familienangehörigen, zu den Lebensumständen von Uiguren in China, Punks in deutschen Großstädten, Jugendlichen im öffentlichen Raum, mit Wohnmobilen in Südspanien überwinternden Senioren und Grafittikünstlern. Aber Ziel aller Bildserien ist die Konfrontation der Betrachter*innen mit ihren eigenen Vorstellungen von Realität und Wahrheit im Kontext fotografisch anmutender Abbildungen und die Aufforderung zur kritischen Auseinandersetzung mit den uns umgebenden Bildwelten.

Die Studierenden lernten bei ihrer Arbeit wie maßgeblich die Trainingsdaten der unterschiedlichen KI-Modelle die Ergebnisse beeinflussen und wie schwierig es sein kann mit einer generativen KI visuell anschlussfähige Motive für eine Bildserie zu erarbeiten. Sie waren bei dieser Arbeit viel eher Regisseurinnen und Regisseure als Fotograf*innen. Die finalen Bildserien sind mit Midjourney und Magnifiq AI als Upscaler erzeugt worden.

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Medieninformatik
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